Tag 25 – 26.09.2014 – Gallup, NM – Holbrook, AZ

Beginnen wir den Tag mal wieder mit einem Sonnenaufgang. Den sehen wir uns irgendwo an der Route 66 an, kurz hinter Gallup.
Wir fahren heute wieder den ganzen Tag durch Native American Land.

Bei der Planung war ich mir nicht ganz sicher, wie ich die Übernachtungen aufteilen sollte, auf der einen Seite wollte ich gerne an bestimmten Orten in der Dunkelheit sein, auf der anderen Seite sollten die Strecken weder zu lang noch zu kurz sein.

Ich wählte Holbrook als nächstes Ziel, es ist nicht weit weg, aber da wir durch Fotos und Filmen immer nur langsam vorankommen, war das ganz ok so.

Dieses Stück auf der Route 66 sind wir zum Teil 2011 schon mal gefahren, aber wir hatten noch nicht alles fotografiert. Das wollten wir heute nachholen.

Das erste Ziel war die Yellowhorse Trading Post, die hat um diese frühe Uhrzeit leider noch nicht geöffnet, oder gar nicht mehr? Keine Ahnung, schade, denn auf dem Gelände stehen ein paar coole alte Autos rum. Wir konnten aber nicht rein.

Nicht weit weg befinden sich aber noch weitere Trading Posts, alle bieten indianischen Schmuck und Gedöns an. Es ist alles noch geschlossen, liegt aber schön im Morgenlicht.

Wir fahren weiter nach Lupton zum Indian Market, auch hier waren wir schon mal 2011, da stand aber der Bus noch nicht dort unter der alten Tankstelle.

Aus dem Bus kommt Hundegebell, als wir uns diesem nähern. Da wohnt einer drin. Wir gehen erst wieder einen Schritt zurück, wir wollen ja nirgends eindringen. Denken kurz an Breaking Bad.

Da kommt ein Typ aus dem Bus, der Hund wird auch leise. Der Typ lebt tatsächlich hier, erzählt er uns. Wir reden eine Weile mit ihm, seit drei Jahren wohnt er jetzt in diesem Bus, er meint, er kann den nicht verlassen, weil hier so viel geklaut wird, und bewegen tut er sich auch nicht mehr. Daher kann er nicht los in die Stadt, um Arbeit zu suchen, ja, nee, ist klar. Der arme Kerl.

Er erzählt uns auch noch, dass er mal in Deutschland gewohnt hat. Wo denn? Berlin. Wo auch sonst, denken wir uns.

Wir hören uns sein Gejammer eine Weile an, er warnt uns auch, dass wir aufpassen sollen, es werden wohl auch Touristen überfallen.
Er macht noch ein Foto mit uns, während wir das machen, muss ich ganz schön die Luft anhalten, sein Geruch ist schon streng…

Wenn er nicht ganz so ein Opfer gewesen wäre, hätten wir glatt noch überlegt, ihm etwas Geld zu geben, aber wir fanden schon, dass er an seiner schlechten Lage die größte Verantwortung trägt.
Komischerweise sind an solchen Schicksalen immer die Anderen schuld. Das sehen wir aber nicht so.

Das war noch eine Weile Thema bei unseren Gesprächen weiter in Richtung Holbrook.
Bei der nächsten Navajo Pottery gehe ich mal aufs Klo, dort ist tatsächlich die Scheibe eingeschlagen, es stimmt wohl mit den Einbrüchen hier in der Gegend. Wir sehen aber kaum Leute und auch kaum Autos auf der Straße, daher fühlen wir uns sicher.

Fort Courage ist der nächste Stopp, alles verlassen und runtergekommen. Ebenso bei den Indian Ruins. Das ist aber auch trostlos hier. Außerdem muss ich sagen, dass die Besitzer der Läden auch nicht gerade herzlich oder freundlich sind, man hat als Tourist eher das Gefühl, von „Geh weg, wir wollen euch nicht; halt, aber Schmuck kannst du kaufen.“
Sonst ist es auf der Route 66 ja schon so, dass man immer ein Schwätzchen hält, aber hier redet keiner mit uns.

Weiter auf der Route 66 vorbei an Sanders und weiter ach Chambers, an beiden Orten stehen verlassene Gas Stations.

Dann haben wir auch schon fast Holbrook erreicht. Wir fahren in den Petrified Forest, eigentlich wollte ich ja am Abend herkommen, aber wir lesen, dass der Park nur bis 18:00 Uhr geöffnet hat, also noch vor Sunset schließt, das ist ungünstig. Dann sehen wir uns den Park eben jetzt an.

Im Park ist es wieder voll, hauptsächlich Rentner sind unterwegs. An einem Parkplatz treffen wir ein Paar mit einem Riesen-RV, mit denen reden wir kurz. Sie haben beide Canon Mark III Kameras mit L-Serien-Linsen dabei, aber können ganz offensichtlich nicht damit umgehen. Das wird zum Thema, die Frau hatte ihre Kamera auf ISO 6400 eingestellt mitten am sonnigen Tag, eine Sonnenblende oder Schutzfilter nutze sie gar nicht. Und was Blende oder Zeit ist, davon hatte sie keine Ahnung. Wir stellten ihr kurz die Kamera ein, damit sie zumindest mal vom Petrified Forest gute Bilder haben würde.
Sie erzählten uns, dass ihre Tochter Fotografin ist und sie sich dann auch einfach dieselben Kameras gekauft haben. Macht ja Sinn, aber etwas auskennen sollte man sich schon, ansonsten macht man bessere Bilder mit einer kleinen Kompakten.
Die beiden trafen wir dann noch an einigen Viewpoints.

Der Petrified Forest gefiel uns heute ganz gut, wir waren auch 2011 schon mal hier, da konnten wir dem nichts abgewinnen, aber auch, weil wir eine andere Vorstellung hatten von dem Wort Petrified Forest. Heute wussten wir ja, was uns erwartet. Zum Wandern war es schon wieder fast zu heiß, aber wir liefen trotzdem ein Stück runter in die Blue Mesa. Wirklich schön hier.

Einige Stunden verbrachten wir im Park, dann begaben wir uns wieder zu dem Eingang, wo wir hergekommen waren. Wir wollten noch das Stück Route 66 zwischen dem Petrified Forest und Holbrook sehen.

Erst mal fahren wir zur Stewart Trading Post mit Verkaufsstelle für Petrified Wood, Straußenfarm und einigen Dino-Figuren.

Auch hier alles still, kein Mensch kommt raus, ist es denen nur zu warm oder ist wirklich keiner hier? Wir sehen uns kurz um, aber so richtig schön ist es nicht.

Auf der anderen Seite der Interstate gibt es noch mehr Indian-Zeug, aber auch alles verlassen und verkommen. Das eine Häuschen stand 2011 noch, heute nicht mehr.

Dann erreichen wir Holbrook. Wie auch schon am Abend zuvor hat sich der Himmel zugezogen, sodass man meint, jetzt gleich kommt ein Mega-Unwetter.
Da uns aber die Wolken gefallen, fahren wir durch den Ort zum WigWam Motel. Das Hotel besteht anstatt aus einem Gebäude aus einzelnen Wigwams, in denen die Zimmer untergebracht sind. Lustige Sache, nur leider steht das Hotel unmittelbar an den Gleisen. Und der Zug ist laut, sonst würden wir hier auch mal übernachten, aber das muss ich nicht haben.

Für Fotos ist es aber eine tolle Location. Bei dem Wetter ist es auch gut, denn man kann fast in jede Richtung schießen. Unterdessen kommt ein alter Mann daher. Er spricht uns an und erzählt uns gleich seine Story. Ich frage ihn, ob er aus den Südstaaten kommt, er meinte, nein, aus Washington, aber er ist in Tennessee geboren. Wusste ich‘s doch, das konnte der in seiner Sprache nicht verleugnen. Cool, dass wir jetzt schon an Nuancen bei den Amerikanern raushören, woher sie kommen. Natürlich sind die Südstaatler besonders gut rauszuhören, aber auch Kalifornier und Ostküstler kann man gut von denen aus New Mexico, Utah und Arizona unterscheiden. Verstehen können wir aber zum Glück jeden.

Wir quatschen eine ganze Weile mit dem Typen, er erzählt uns über jedes Auto, das hier steht, etwas. Ich finde ja nur, dass sie gut aussehen, wirklich erkennen, was für eine Marke es ist, kann ich nur bei dem hier:

Dann plagt uns der Hunger und wir machen uns auf die Suche in Holbrook. Es gibt schon einiges, aber vieles schaut nicht so einladend aus, auch nicht der Denny’s im Ort. Aber egal, nachdem wir den Tisch mit Servietten und Hygienetüchern abgewischt haben, geht auch das.

Nach dem Essen fahren wir ins Hotel, wir haben das Lexington Inn gebucht, das hatte mir Manu zuvor empfohlen. Es war auch ein gute Wahl, das Hotel war wohl mal ein Holiday Inn, es wurde frisch renoviert und das Personal gibt sich große Mühe, dass alles perfekt für die Gäste ist.

Den Rest des Abends – der Himmel sah wieder nach Mega-Sturm aus – verbrachten wir im Hotelzimmer, aber auch heute verzog sich das schlechte Wetter wieder und es regnete weiter südlich ab.

Wetter: erst heiter, dann wolkig, bis zu 34°C
Sights: Route 66, Petrified Forest
Wanderungen: -
Abendessen: Denny’s Holbrook
Hotel: Lexington Inn – Holbrook – $94,35 inkl. Tax
Bewertung: gut +++
Bemerkung: Wohl das beste Hotel im Ort, guter Standard, guter Service