Tag 22 – 23.09.2014 – Las Vegas, NM – Tucumcari, NM

Heute endet nun ganz offiziell der Wander- und Naturteil unserer Reise, nun liegt der Fokus auf der Route 66. Da ich ja vor einiger Zeit eine Webseite zur Route 66 erstellt habe bzw. noch dabei bin – viele von euch kennen sie schon www.mymotherroad.de – habe ich natürlich ein Ziel und zwar, so gut wie jede Route-66-Attraktion dort aufzulisten. Zu diesem Zweck muss ich natürlich auch jedes Stück der Route 66 mal selber gefahren sein.

Mir fehlt aber noch das Stück Gallup, NM – Flagstaff, AZ, (zu großen Teilen) und das Stück Barstow, CA – Los Angeles, CA, (zu 100%).

Also lag es nahe, auf dieser Reise endlich die noch fehlenden Stücke zu fahren, um dann erst mal mit der Route 66 im Reinen zu sein, bzw. eben keine Rechnungen mehr offen zu haben. Einiges fehlt natürlich immer noch, aber nach dieser Reise ist die Route 66 erst mal aus dem Kopf, zumindest was den Wunsch betrifft, noch weitere Reisen auf ihr zu verbringen.

So viel dazu, also ist klar, wie wir den heutigen Tag gestalten: eine Route-66-Attraktion nach der anderen abfahren, fotografieren und dokumentieren. Beginnen wir mit dem Bahnhof in Las Vegas.

Was für ein wunderschöner Morgen, es ist noch dunkel, als wir am Bahnhof ankommen, alles ist still.
Nicht nur der Bahnhof schaut gut aus, sondern aus das Gebäude daneben, zur Rechten die Public Service Company of Las Vegas, zur Linken das Castaneda Hotel. Das Hotel ist ein historisches Fred Harvey Hotel aus dem Jahre 1889. 1949 wurde es geschlossen, seitdem steht es leer. Vor kurzem wurde es gekauft und wird jetzt nach einer langen Planungsphase komplett renoviert.

Wir knipsen also so vor uns hin, als Mario die Idee hat, doch mal auf die andere Seite zu gehen, also auf die Schienen. Das war eine super Idee, denn von hier hatte man eindeutig den besseren Blick auf beide Gebäude, den Bahnhof und auch das alte Hotel.
Hammergeil.

Nachdem wir genug Bilder gemacht hatten, liefen wir wieder zurück. In der Railroad Avenue stehen auch noch andere schöne alte Häuser, die im Morgenlicht besonders schön aussehen. Plötzlich kommt Nebel über die Straße gezogen, unheimlich, aber das sah schon toll aus, leider sieht man das auf den Bildern nicht so gut.

Nun können wir Las Vegas wieder verlassen, ich denke, wir kommen noch mal zurück, wenn beide Hotels, das Plaza und das Castaneda, fertig sind.

Nach Tucumcari fahren wir heute über Santa Rosa und begeben uns dazu auf den Highway 84. Vor vier Jahren sind wir schon mal hier lang gefahren, als wir von Alamogordo kamen. Wir wollen heute Santa Rosa intensiv ansehen, wo es einige Route-66-Attraktionen gibt.

Der Highway 84 ist auch zum Teil die Historic Route 66, das trifft sich gut, so halten wir noch in Dilia und fotografieren dort eine Kirche und zwei alte Restaurants.

Nächster Halt ist erst wieder Santa Rosa, der Highway 84 trifft auf die I-40, dort folgen wir einfach den Route-66-Schildern und landen automatisch mitten in Santa Rosa.

Wie gewohnt auf der Route 66, winken uns alle Leute, die vorbeifahren, zu und warten sogar, wenn wir mitten auf der Straße stehen, um Bilder machen zu können.

Leider ist das Licht nicht so perfekt für jede Attraktion, es ist eben leider so, dass meist nur eine Straßenseite gut im Licht liegt die andere eben nicht. Das ärgert mich schon ein bisschen, weil ich gerne gute Bilder von allen Attraktionen für meine Webseite hätte. Nun ja, da muss man mit Photoshop das Beste rausholen. Wir waren ja auch 2010 schon mal kurz hier und haben das ein oder andere schon abgelichtet.

Aber da hatte ich mich noch nicht so im Detail mit der Route 66 beschäftigt. Man sieht manches in einem anderen Kontext, wenn man eben die Story dazu kennt.

Das Clubcafe-Schild hier in Santa Rosa soll wohl abgerissen werden, las ich vor Kurzem bei facebook, also mussten wir auf jeden Fall vorher noch mal her. Heute steht es noch, mal sehen, wie lange noch.

Vor dem La Loma Motel treffen wir Eddie, wohl der Besitzer oder zumindest Manager des Motels. Er fragt uns, woher wir kommen. Wir: Germany. Das, was er darauf gesagt hat, darf ich jetzt wohl hier nicht schreiben. Aber er hob dazu seinen rechten Arm. Ok, er fand das extrem lustig. Wir nicht so.

So hatten wir aber gleich ein Thema mit ihm, er schimpfte in dem Gespräch mehr über die Franzosen, Deutsche fand er immer sehr nett. Er erzählte uns, dass seine Eltern Franzosen sind, die aber in die USA ausgewandert wären und ihn dann weggegeben hätten. Dann wollte er uns noch weismachen, dass er ein Verwandter von Brooke Shields sei, weil ja sein Name Eddie Shields ist. Aber er sei arm, nicht so wie die Shields, die so viel Geld hätte. Dann schimpfte er noch über Leute mit Geld.

Wir hörten geduldig zu, wir wollten noch ein Foto mit ihm. Auf ein Video verzichteten wir, da hätte er uns noch die bösen Worte draufgesprochen.

Wir wollten ihm das Bild gerne senden, aber beim Aufschreiben seiner Email-Adresse, die „EddieNomoney@email“ heißen sollte, musste er passen, denn er sagte, er kann nicht schreiben. Dann nützt es wohl auch nichts, wenn wir ihm eine Mail senden. Zumal es diese Email-Adresse ja gar nicht geben kann. Wir fragten dreimal nach, was denn nun, .com oder .net oder gmail.com oder so was. Aber er sagte immer wieder EddieNomoney@email.
Wir fragten uns, wie er es schafft, ein Hotel zu führen, aber es ging wohl.

Weiter ging es auf dem Will Rogers Highway, wie die Route 66 hier in Santa Rosa heißt. Als wir bei der Rio Pecos Ranch stehen, hält ein Auto an und ein junges Mädel steigt aus. Sie kommt direkt auf uns zu. Eine 5D Mark III hat sie in der Hand. Ok, wir denken, ist wohl eine Route-66-Touristin.

Nein, sie ist Reporterin, stellt sich raus, sie ist auf der Suche nach einer Story für das Lokalblatt in Santa Rosa, sie hat uns schon eine Weile hier im Ort rumlaufen sehen und will wissen, was wir machen.

Wir erzählen hier, dass wir im Urlaub sind und die Route 66 toll finden etc.
Sie fragt uns, ob sie daraus eine Story für ihr Lokalblatt machen kann.
Wir sagen, das kann sie machen, obwohl das ja jetzt nicht so die Story ist, weil wir ja einfach nur 08/15 Touristen sind.

Nö, findet sie super und schreibt ein paar Infos auf zu uns und macht Bilder, wie wir Bilder machen. Na, wenn sie will. Sie posiert noch mit uns zusammen, dann verspricht sie uns, dass sie uns den Artikel per Mail schickt, weil es keine Online-Ausgabe der Zeitung gibt.
Aber entweder der Artikel hat es nicht in die Zeitung geschafft oder sie hat es vergessen, denn bis heute haben wir nichts von ihr gehört. Oder die war von der Homeland Security.
Lustig war das auf jeden Fall.

Die Zeit rast mal wieder und wir haben noch viel vor heute, also verlassen wir alsbald Santa Rosa und fahren so weit wie es geht auf der Historic Route 66 nach Tucumcari. Ab und an ist die I-40 die einzige Option, aber es gibt immer wieder Stücke parallel oder auch welche, die im großen Bogen an der I-40 vorbei gehen. Wie auch das Stück bei Cuervo, NM.

Cuervo ist eine Ghosttown, richtig verlassen, leider jetzt am Nachmittag absolut auf der falschen Seite der Sonne. Also geht es weiter.

Auf der Straße, die wir fahren, sind immer wieder Washes mit Wasser gefüllt, hier hat es wohl gestern auch stark geregnet.
Am späten Nachmittag erreichen wir endlich die ersten Ausläufer von Tucumcari, NM. Diese alte Tankstelle hier war doch letztes Jahr noch in Betrieb, komische Sache. Wir können uns nicht erklären, warum eine neu aussehende Tankstelle so plötzlich herunterkommen kann. Auch noch eine Shell, die Marke gibt es ja noch.

Vorbei am Paradise Motel, Payless Inn, der Tucumcari Trading Post und dem Route 66 Center erreichen wir dann endlich das Blue Swallow Motel. Es ist schon fast 16:30 Uhr. Die Route 66 zu fahren ist zeitintensiv.

Wir checken jetzt auf jeden Fall erst mal ins Hotel ein, dort werden wir von Kevin und Nancy schon erwartet. Sie begrüßen uns mit den Worten „You guys have the same lastname as we.“ „Yes, we do“, zumindest ich. Der Name ist hier etwas Besonderes. Bei uns nun ja eher nicht. Kevins Großeltern waren wohl Deutsche.

Wir kommen also gleich ins Gespräch, wie das so ist auf der Route 66, es gibt immer was zu erzählen, über die Straße, Attraktionen und Leute. Kurz vor uns haben eben Swa und Nadine von http://www.historic66.com eingecheckt, die beiden sind aus Belgien.

Kevin verspricht uns, später noch ein Interview für uns zu geben, das wird super, also kommen wir später noch mal wieder, wenn alle Gäste eingecheckt haben und die beiden Zeit haben.

Jetzt zeigt uns Kevin erst mal unser Zimmer. Klein und gemütlich ist es.

Da Marios Akku leer ist, müssen wir kurz auf dem Zimmer bleiben und die Akkus laden, damit wir heute Abend im Ort noch Nachtaufnahmen machen können. Wir gehen duschen und ziehen uns schon mal lange Sachen an, was eigentlich auf Grund der Hitze, die heute schon wieder herrschte, nicht nötig gewesen wäre.

Dann setzen wir uns vor das Zimmer und trinken was. Da kommen Nadine und Swa, mit denen reden wir eine Weile. Die sind sechs Wochen auf der Route 66 unterwegs. Es ist aber sehr anstrengend, mit ihm zu reden, wir verstehen ihn schlecht mit seinem belgischen Englisch, und was er zu sagen hat, zieht sich etwas in die Länge. Wir verabschieden uns, weil wir ja noch Bilder und das Interview machen wollen. Die Akkus sind wieder voll.
Nancy und Kevin haben jetzt Zeit für uns, wir machen kurz das Interview.
Dann lichten wir die Hotels und Gebäude in der Umgebung ab, dann das Blue Swallow Motel, erst noch mit blauem Himmel, dann mit einem fantastischen Sonnenuntergang.

Swa meinte, er macht erst Bilder, wenn es dunkel ist, na, da hat er aber einen tollen Sunset verpasst.

Als es komplett dunkel ist, fahren wir noch mal die Straße auf und ab und lichten ab, was geht und gut ausschaut, leider sind viele Leuchtreklamen nicht an oder kaputt.

Vor dem Hotel treffen wir noch ein Paar aus England, mit dem reden wir eine Weile, echt nett, aber sichtlich angetrunken, die fragen uns, ob wir mitgehen ums Eck ins Lokal, aber wir wollen zum Denny’s.

Nach ein paar weiteren Bildern, unter anderem noch mal mit unserem eigenen Licht, haben wir aber Hunger, wir fahren zum Denny’s, der hat 24 Stunden geöffnet, das andere Lokal im Ort macht um 21:00 Uhr zu. Also können wir hier in Ruhe essen.

Zurück am Hotel, gehen wir noch mal rein, weil wir einen Tee und Kaffee wollen und kommen noch mal mit Kevin ins Gespräch, er guckt sich ganz interessiert gerade unsere Webseite an. Nach einer ganzen Weile und einem netten, interessanten Gespräch fallen mir fast die Augen zu, das war ein anstrengender Tag auf der Route 66.

Gut, dass wir schon geduscht hatten, so können wir gegen 23:30 Uhr einfach nur ins Bett fallen. Zumindest ich. Mario spielt noch die heute gemachten Bilder auf unsere Festplatte.

Wetter: sonnig und warm, ca. 34°C
Sights: Route 66
Wanderungen: -
Abendessen: Denny’s Tucumcari

Hotel: Blue Swallow Motel – $90,44 inkl. Tax
Bewertung: gut +++
Bemerkung: historisches Route 66 Motel, einfach aber mit Flair und persönlichem Kontakt zu dem Besitzer.